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Die 3te Seite zum Lesen

Der Krieg von Red Cloud

 

Red Cloud

1866 beschloß die Regierung, alles daranzusetzen, um den Bozeman Trail rechtzeitig zum Sommeranfang zu öffnen. Da mit einer großen Siedlerwelle zu den Minen in Montana gerechnet wurde, schickte die Armee Colonel Henry B. Carrington und ein Bataillon von siebenhundert Offizieren und Soldaten der 18. Infanterie in das Land am Powder River, wo sie eine Reihe von Forts errichten sollten. Gleichzeitig reiste eine Regierungskommission nach Fort Laramie in der Absicht, die Sioux mit Geschenken und anderen Bestechungsmitteln friedlich dazu zu bewegen, die Weißen durch ihr Bisonland ziehen zu lassen.
Sinte Galeshka, Swift BearAls die Abgesandten in Fort Laramie eintrafen, wurden sie von Oglala, Sicangu und einigen Cheyenne und Arapaho mitsamt ihren Führern bereits erwartet; die Indianer waren durch Läufer herbeigerufen worden. Freudig stellten die Weißen fest, daß zu der Indianerabordnung auch die Sicangu-Häuptlinge Sinte Galeshka (Spotted Trail) und Swift Bear und die Oglala-Anführer Red Cloud und Man Afraid of His Horse gehörten. Diese vier zählten zu den einflußreichsten und mächtigsten Sioux-Häuptlingen.
Den Indianern war nicht bekannt, worüber die weißen Männer reden wollten; sie wußten nur, daß sie mit anderen Stämmen Frieden geschlossen und ihnen dafür üppige Geschenke und andere Bezahlungen gemacht hatten und daß sie nun den Gruppen im Land am Powder River die gleiche Möglichkeit bieten wollten. Die Jagdsaison war wenig erfolgreich verlaufen, und viele Indianerfamilien litten Hunger und Not. Mit Ausnahme von Gruppen wie derjenigen des jungen Oglala-Kriegshäuptlings Crazy Horse, den Miniconjou und Sitting Bulls Hunkpapa, die jede Verhandlung mit den Amerikanern strikt ablehnten, waren die meisten Indianer voller Erwartungen zu diesem Treffen nach Fort Laramie angereist.
Zu Beginn der Konferenz am 5. Juni sagten die Regierungsbeauftragten, sie seien an friedlichen Beziehungen zu den Indianern interessiert und wollten nur das Recht, einige Straßen durch ihr Gebiet zu legen und zu benützen, "wie es für die öffentlichen Dienste notwendig ist, und damit Siedler zu den Bergbaugegenden im Westen gelangen können". Den Indianern war klar, daß die Weißen vom Bozeman Trail sprachen; offenbar hatten sie geahnt, daß dies der Hauptgrund für die Versammlung sein würde, und wirkten deswegen nicht überrascht. Doch aus Angst, die Häuptlinge könnten die Konferenz abbrechen, machten die Beauftragten utopische Versprechen, von denen die Indianer wußten, daß sie nie eingehalten werden könnten, etwa, daß die Reisenden auf dem Bozeman Trail sich nur an die Straße halten würden und ihnen nicht gestattet sein würde, "das Wild in der Region, die sie durchquerten, zu stören."
Die Indianer wollten den Vorschalg und die versprochene Bezahlung überdenken und baten um eine Verschiebung der Konferenz. am 13. Juni trafen sich die Unterhändler erneut, doch die Versammlung wurde sofort aufgelöst durch die Ankunft von Colonel Carrington und seine Truppen, die auf dem Weg ins Land um den Powder River im Fort Station machten. Als Carrington erklärte, er habe den Befehl, zum Schutz des Bozeman Trail eine Kette von Forts zu errichten, wurden die Indianer wütend, insbesondere Red Cloud.
Der Oglala-Kriegshäuptling war mit seinen rund 45 Jahren eine imposante Erscheinung; seine langen, schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und fielen ihm auf die Schultern. Durch seine zahlreichen Angriffe gegen die Pawnee, die Crow und andere Feinde der Sioux war er weithin bekannt und galt als ein angesehener Krieger. Darüber hinaus war er aber auch ein ehrgeiziger und gerissener Politiker, und obwohl er kein ziviler Häuptling war, genoß er bei den Oglala denselben, wenn nicht größeren Einfluß als ihr Häuptling Man Afraid of His Horse.
Als ihm das hinterhältige Vorgehen der Regierungsbeamten klar wurde, warf er ihnen vor:

"Der Große Vater schickt uns Geschenke und verlangt neue Straßen.
  Aber der weiße Häuptling stiehlt mit seinen Soldaten die Straße,
  bevor die Indianer ja oder nein sagen!"
Dann wandte er sich seinen Leuten zu; der Text beruht auf der Übersetzung des Dolmetschers:
"Die weißen Männer haben die Indianer Jahr um Jahr zurückgedrängt, so daß
  wir gezwungen sind, in einem kleinen Gebiet nördlich des Platte zu leben,
  und jetzt soll uns unser letztes Jagdgebiet, die Heimat des Volkes, genommen
  werden. Unsere Frauen und Kinder werden verhungern, aber was mich betrifft,
  so sterbe ich lieber im Kampf als an Hunger."
Entschlossen, sein Land zu verteidigen, führte Red Cloud seine Oglala wieder nach Norden. Nur Sinte Gleshka, einige Cheyenne und ein paar untergeordnete Sioux-Häuptlinge unterschrieben den Vertrag. Dafür erhielten sie das Versprechen, zwanzig Jahre lang jährlich die sehr hohe Summe von siebzigtausend Dollar zu bekommen; im Gegenzug mußten sie einwilligen, die Reisenden auf dem Bozeman Trail in Frieden ziehen zu lassen.
Der leitende Regierungsbeauftragte telegrafierte dem Commissioner of Indian Affairs in Washington: "Vertrag mit Sioux und Cheyenne zur Zufriedenheit abgeschlossen. Weitgehende Repräsentationen. Herzliche Gefühle allerseits."

 

The Trails

Im Sommer errichtete Carrington drei Forts entlang dem Bozeman Trail; sein Hauptquartier war das mittlere, Fort Phil Kearny, das südlich in der mit Kiefern bewachsenen Hügellandschaft des heutigen Sheridan, Wyoming, lag. Crazy Horse und andere Krieger bedrängten die Bauarbeiter, und als die Sonnentänze im Sommer vorüber waren, setzten sie die Angriffe auf den Trail vermehrt fort. Sie griffen Emigranten, Planwagenzüge und Boten an, überfielen Forts selbst, stahlen Vieh und töteten Soldaten, die sich aus dem Schutz der Forts hervorgewagt hatten. Im Oktober galt die Verbindung als so gefährlich wie eh und je, und Carringtons einsame Festungen waren im Belagerungszustand.
Als im Dezember die Herbstjagd zu Ende ging, begann Red Cloud seinen Krieg. Sein Ziel war, die Soldaten aus dem Land zu vertreiben. In einem Lager in der Nähe von Fort Phil Kearny versammelten sich über eintausend Indianerfamilien. Der erste Versuch, Soldaten in einen Hinterhalt zwischen den Hügeln zu locken, scheiterte, als die Truppen eine Gruppe von Sioux-Lockvögeln nicht verfolgen wollten. Doch Carringtons Offiziere fühlten sich in dem belagerten Fort gefangen und verlangten ungeduldig, offensiv gegen die Indianer vorzugehen. "Mit achtzig Leuten könnte ich durch das gesamte Gebiet der Sioux reiten", prahlte Captain William J. Fetterman, der im November mit einer Kavallerie-Einheit zur Verstärkung Carringtons eingetroffen war. Die große Chance des arroganten Fetterman kam am 21. Dezember, als er - zufällig mit genau achtzig Männern - ausgeschickt wurde, um eine Gruppe von Holzfällern zu befreien, die von den Sioux gefangengenommen worden war. Unüberlegt führte Fetterman seine Leute geradewegs in einen Hinterhalt. Hunderte von Sioux überfielen ihn und töteten ihn mit allen seinen Soldaten.
Diese Niederlage entsetzte die Regierung und verstärkte den Einfluß der Friedensbefürworter. Doch das Militär war noch nicht bereit, sich geschlagen zu geben. "Wir müssen mit ernsthaften Vergeltungsmaßnahmen gegen die Sioux vorgehen", verlangte General Sherman, "selbst wenn wir sie dabei auslöschen, gegen Männer, Frauen und Kinder."
Es war eine leere Drohung. Obwohl das kalte Wetter die Indianer zwang, ihre Belagerung zwischenzeitlich abzubrechen und geschützte Lager aufzusuchen, setzten sie ihre Angriffe im folgenden Jahr, 1867, fort. Auf Druck der Friedensbefürworter im Osten hin gelangte die Regierung schließlich zu der Ansicht, daß sich der finanzielle und militärische Aufwand für den Bozeman Trail nicht lohnte, und gab auf. Solange die Soldaten durch Red Clouds Angriffe damit beschäftigt waren, sich selbst zu verteidigen und zu versorgen, konnten sie niemanden schützen, und somit war die Route nach wie vor viel zu gefählich. Außerdem, so versuchte die Regierung sich selbst zu trösten, würde der Bozeman Trail bald nicht mehr benötigt, sobald die transkontinentale Eisenbahn fertig war und damit kürzere und sicherere Strecken in die Bergbauregionen Montanas zur Verfügung stehen würden.

1868 verkündete die Armee den Indianern, daß sie die Forts aufgeben würde. Gleichzeitig lud eine Kommission, zu der auch General Sherman gehörte, Red Cloud und die Häuptlinge der mit ihm verbündeten Gruppen zu einer Versammlung in Fort Laramie ein, um einen Friedensvertrag zu unterzeichnen. Red Cloud und viele der führenden Häuptlinge weigerten sich, dorthin zu kommen, bevor die Soldaten tatsächlich abgezogen waren, doch diejenigen, die der Aufforderung folgten - darunter Sinte Gleshka -, setzten ihr Zeichen unter die ihnen vorgelegten Verträge. Es schien ein vollkommender Sieg der Indianer zu sein, die um ihr Land gekämpft hatten. Im Juli und August verschwanden die Soldaten schließlich aus dem Land am Powder River und überließen die verhaßten Forts den Kriegern, die sie sofort in Brand steckten. Dann wurde Red Cloud von einem Rat der Oglala ermächtigt, mit der Autorität eines Friedenshäuptlings mit den Weißen zu sprechen. In Begleitung von hundertfünfundzwanzig Kriegshäuptlingen und Führern der Oglala, Hunkpapa, Sicangu, Sihasapa und Sans Arc ritt er nach Fort Laramie, um den Vertrag zu unterzeichnen.

 

Delegation
Red Dog, Little Wound, J. Bridgeman (Dolmetscher), Red Cloud, American Horse und Red Shirt

Tage des Aufruhrs
Red Clouds Beziehungen zur amerikanischen Regierung blieben jedoch gespannt. Er und die anderen Häuptlinge, die den Vertrag unterzeichnet hatten, gingen davon aus, daß man ihnen damit versprochen hatte, die Indianer könnten in ihrem Land in Frieden leben, und Soldaten und andere Weiße würden ihren Jagdgebieten fernbleiben. Außerdem glaubten sie, sie könnten den Handel um Waffen, Schießpulver und Blei - Dinge, die sie für die Jagd benötigten - mit den Posten am Platte River wieder aufnehmen, der vor Chivingtons Massaker an den Cheyenne jahrelang friedlich verlaufen war.
Red Cloud und die anderen Häuptlinge mußten erkennen, daß die Regierung Pläne verfolgte, von denen sie den Indianern nichts gesagt hatte. Zum einen sollte das ganze Gebiet westlich des Missouri im heutigen South Dakota als Reservation eingerichtet werden, wo alle Westlichen Sioux leben mußten; ihre Agentur sollte Fort Randall am Missouri sein, ein Posten in der südöstlichen Ecke der Reservation, der weit entfernt von den Bisonrevieren lag. Zum zweiten gestattete der Vertrag den Indianern, weiterhin im Land am Powder River zu jagen, doch war diese Vereinbarung der Regierung aufgezwungen worden, und so betrachtete sie sie nur als vorübergehend gültig. Das Gebiet zwischen den Black Hills und den Bighorn Mountains, das Red Clouds Leute so heftig verteidigt hatten und das in der geplanten Reservation nicht enthalten war, sondern schwammig als "nicht abgetretenes Land" bezeichnet wurde, mußte möglicherweise an Weiße aus Montana, Wyoming und South Dakota abgetreten werden, die schon jetzt das Recht verlangten, in den Bighorn Mountains nach Gold zu suchen.
Zum dritten wollten die Eisenbahngesellschaften den Bau der Union Pacific Railroad entlang des Platte River rasch vorantreiben; zur Finanzierung ihres Vorhabens beabsichtigten sie, das ihnen zugesprochene Land im Tal des Platte River zu verkaufen. In Washington plante man, alle Sioux nach Norden in die neue Reservation in South Dakota umzusiedeln, wo sie den Bau der Eisenbahnlinie nicht behindern konnten. Der Handel mit den Posten am Platte River sollte ihnen verboten werden.

Als die Indianergruppen, die um das Land am Powder River gekämpft hatten, die Absicht der Regierung erkannten, wurden viele von ihnen, einschließlich den Anhängern des aufstrebenden jungen Kriegsführers Crazy Horse, mißtrauisch gegenüber Red Cloud, weil er offenbar einen Vertrag unterzeichnet hatte, in dem eine Reservation und eine entlegene Agentur vorgesehen waren. Doch Red Cloud betonte, daß der Friedensvertrag nichts dergleichen enthalten hatte, und verlangte, nach Washington gebracht zu werden, um die Angelegenheit zu klären. Aufgrund seines Widerstands gegen die Soldaten im Land am Powder River war er für die weißen Amerikaner zum berühmtesten Indianer geworden, der insbesondere bei Friedensbefürwortern, Menschenfreunden und Reformern im Osten großes Ansehen genoß. Mit ihrer Unterstützung bekam er die Erlaubnis Präsident Grants, in die Regierungshauptstadt nach Washington zu reisen.
1870 fuhren Red Cloud und eine Delegation von Indianern mit der Eisenbahn nach Washington. Doch der Plan der Politiker ging nicht auf. Red Cloud und die anderen Häuptlinge traten stolz und würdevoll auf und ließen sich von den Sehenswürdigkeiten und Unterhaltungsveranstaltungen nicht beeindrucken. Nach einer höflichen, aber unterkühlten Begegnung mit Grant setzten sie sich mit dem Innenminister an die Arbeit, der ihnen erklärte, sie müßten ihr Volk zu den Agenturen in der neuen Reservation führen. Als Red Cloud dieses Ansinnen zornig zurückwies, wurde den Häuptlingen der Text des Vertrags in ganzer Länge vorgelesen. Es war offenkundig, daß sie vieles davon noch nie gehört hatten. Red Cloud wurde wütend und sagte, das Papier enthalte zahllose Lügen. "Ich höre hier zum erstenmal von einem solchen Vertrag", sagte er. "Ich habe noch nie etwas davon gehört und beabsichtige nicht, ihn zu befolgen." Als man ihm eine Kopie des Vertrags überreichen wollte, wies er sie zurück und wiederholte: "Darin stehen lauter Lügen."
Zahlreiche Reporter waren Zeugen des Treffens. So schrieb The New York Times:

Wir würden in den Kongreßberichten im Globe von einem ganzen Monat umsonst nach einer Rede suchen,
die so interessant war wie diejenige, die Red Cloud gestern beim Indian Council vortug ...
Diese klare Vorstellung dieses leseunkundigen Wilden dessen, was er als seine Rechte darstellt, und dessen,
was er als Unrecht betrachtet, zeigt deutlich die Notwendigkeit, auf aufrichtige und verständliche Art mit
den Führern der eingeborenen "Nationen" zu verhandeln. Der Versuch, die Indianer zu beschwatzen und
zu betrügen, als hätten sie keinerlei Intelligenz, muß aufhören, ebenso wie die Politik, sie wie wilde Tiere
zu jagen.
Red Cloud Die Delegation war wütend über den Verrat; manche Häuptlinge dachten angesichts der großen Schande sogar an Selbstmord. Alle verlangten, sofort in ihre Heimat zurückgebracht zu werden. Doch statt dessen schickte die Regierung sie nach New York, wo man hoffte, daß die Pracht und Macht der weißen Zivilisation sie mehr beeindrucken würden. Doch auch hier zeigte Red Cloud wenig Interesse an den Sehenswürdigkeiten.
Auf Einladung von Reformern hielt er im Cooper Institute eine flammende Rede, in der er den Weißen eine lange Liste ihrer Lügen und gebrochenen Versprechen aufzählte. "Wir möchten Frieden halten" , sagte er dem großen, wohlwollend zuhörenden Publikum. "Wollt ihr uns helfen?" Dann erläuterte er den Verrat detailliert:
1868 kamen Männer zu uns und brachten Papiere mit. Wir konnten sie nicht lesen,
und sie sagten uns nicht, was darin stand. Wir dachten, der Vertrag besagt, daß sie
die Forts räumen würden und wir zu kämpfen aufhören ...
Als ich nach Washington kam, erklärte mir der Große Vater, was wirklich in dem
Vertrag stand, und zeigte mir, daß die Dolmetscher mich hintergangen hatten. Alles,
was ich verlange, ist recht und billig.
Ich möchte wissen, warum Beauftragte zu uns geschickt werden, die nichts tun, als
uns zu bestehlen und uns die Reichtümer dieser Welt wegzunehmen.
Seine Rede erregte großes Aufsehen und führte dazu, daß die Regierung dem Druck im Osten nach Gerechtigkeit für sein Volk nachgab und einige Kompromisse schloß. So erhielt Red Cloud die Erlaubnis, Handelsposten in der Nähe von Fort Laramie im North Platte Valley aufzusuchen, und 1871 wurde rund fünfzig Kilometer östlich von Fort Laramie am North Platte River trotz wütender Proteste von seiten der antiindianischen weißen Bevölkerung im Westen eine eigene Agentur für Red Cloud und seine Gruppe eingerichtet. Sinte Gleshka und die Sicangu erhielten eine eigene Agentur am White River im Nordwesten Nebraskas.

In der Zwischenzeit wuchs das Mißtrauen der Sioux-Gruppen gegen Red Cloud; ihnen mißfielen sein Ehrgeiz und sein gebieterisches Auftreten, und sie warfen ihm vor, sich den Weißen für ihre Geschenke und ihre Gunst verkauft zu haben. Nur rund zwei Drittel der Oglala folgten ihm zu der neuen Agentur. Die anderen, die ihm die Verteidigung ihres Landes nicht mehr anvertrauen wollten, blieben am Powder River oder zogen nach Norden in die Büffelregionen von Montana, wo sie sich Sitting Bulls Hunkpapa-Sioux und anderen nördlichen Teton-Gruppen anschlossen. Sie bewunderten die mutige, kompromißlose Führerschaft des Oglala-Kriegers Crazy Horse, der sich gegen Red Cloud stellte. 1872 fühlten sich diejenigen, die das Vertrauen in Red Cloud verloren hatten, bestätigt, denn Red Cloud schickte im Namen der Regierung seine Kapitulation an Sitting Bull und die anderen Häuptlinge im Norden:

Freunde, ich führte mit euch den Krieg gegen die Weißen, bis ich vor zwei Jahren meinen Großen Vater
(den Präsidenten) besuchte. Mein Großer Vater sprach gut zu mir. Ich nahm seine Worte in mich auf
und kehrte heim. Ich bat um viele Dinge für mein Volk, und er gab mir diese Dinge. Ich werde nicht mehr
gegen die Weißen in den Krieg ziehen. Ich werde tun, wie mein Großer Vater mir sagt, und mein Volk
dazu bringen, daß es auf ihn hört. Ihr müßt den Krieg alleine weiterführen. Für mich ist er vorüber.
Im Jahr darauf machte die Regierung ihr Versprechen trotz Red Clouds Einsprüchen rückgängig und verlegte seine Agentur weiter nach Norden, näher zu Sinte Gleshkas Agentur im Nordwesten Nebraskas. Viele der unnachgiebigen Indianergruppen im Norden begannen, im Winter von den staatlichen Rationen zu leben und im Sommer fortzugehen und nach Belieben zu jagen. Damit war es der Regierung gelungen, die mächtigen Teton-Sioux zu spalten. Für die Weißen waren die Anhänger von Red Cloud und Sinte Gleshka, die bei den Agenturen blieben, die "Freundlichen", während sie den Rest, die freiheitsliebenden Gruppen, als "feindselig" betrachteten.

 

Die Schlacht am Little Bighorn

Unter Mißachtung des Vertrags von 1868, der den Sioux den westlichen Teil von South Dakota als Reservation zu ihrer ständigen und ausschließlichen Benutzung garantierte, schickte General Sheridan 1874 einen großen Spähtrupp unter Führung von George Armstrong Custer in die Black Hills im Zentrum der Reservation, um einen geeigneten Ort für ein neues Fort ausfindig zu machen. L.Bighorn Dieser Vorstoß war ein klarer Vertragsbruch, denn dort hieß es:
"Es ist keiner weißen Person gestattet, in irgendeinem Teil des Gebietes zu siedeln, es sich anzueignen oder ohne Einwilligung der Indianer zu durchqueren."
Für die Sioux waren die heiligen Paha Sapa, die Black Hills, der spirituelle Mittelpunkt ihrer Welt. Dorthin zogen sie sich zurück, um zu fasten und zu beten, Visionen zu erbitten und mit der übernatürlichen Welt in Verbindung zu treten; an den Quellen und zwischen den kühlen, kiefernbestandenen Bergen erneuerten sie ihre Kräfte und ihre Spiritualität.
Dieser Affront weitete sich zu einem Angriff aus, als Custer sein illegales Eindringen als eine Suchexpedition nach Gold deklarierte. Als er tatsächlich auf Gold stieß und dies überall bekanntmachte, überrannten Tausende von Goldsuchern, Unternehmern und Abenteurern die Black Hills und die heiligen Stätten der Sioux, stampften Lager und Städte aus dem Boden, rodeteten ganze Wälder, verschmutzten die Flüsse und widersetzten sich erfolgreich den halbherzigen Versuchen des Militärs, sie zu vertreiben. Die in ihrem Zorn vereinten Sioux drohten den Eindringlingen mit Krieg, während diese verlangten, die Sioux sollten von dem Land verjagt werden, das gesetzlich nach wie vor ihnen gehörte.
Die Regierung mißachtete die Tatsache, daß die Black Hills heilig waren, betrachtete sie als veräußerbares Land und schlug den Indianern vor, ihnen das Gebiet abzukaufen. Red Cloud und eine Reihe von Agentur-Häuptlingen wurden nach Washington gerufen; trotz aller Drohungen und Bedrängungen bestanden sie jedoch darauf, daß alle Sioux befragt werden müßten. Schließlich traf im September 1875 eine Sonderkommission der Regierung in der Red Cloud-Agentur mit rund zwanzigtausend Sioux zusammen, die vorwiegend in Reservationen lebten.
Ein Stammessprecher nach dem anderen verdammte die Regierung. Typisch waren die Äußerungen von Wanigi Ska (White Ghost), einem Yanktonai-Häuptling:

Ihr habt unser Wild und alles, was unseren Lebensunterhalt sichert, aus dem Land vertrieben, und jetzt
haben wir nichts Wertvolles mehr bis auf die Berge, und auch die verlangt ihr von uns. Die Erde ist voller
Mineralien aller Arten, und auf der Erde ist der Boden mit Wäldern aus mächtigen Kiefern bedeckt, und
wenn wir diese dem Großen Vater überlassen, dann wissen wir, daß wir das letzte aufgeben, das sowohl
für uns als auch für die Weißen wertvoll ist.
Tatanka Yotake, bekannt als Sitting Bull, ein bedeutender Krieger und spiritueller Führer, nahm nicht an der Versammlung teil, aber die Hunkpapa übermittelten seine Warnung: "Wir wollen keine Weißen hier. Die Black Hills gehören zu mir. Wenn die Weißen versuchen, sie uns wegzunehmen, werde ich kämpfen."
Red Cloud bemühte sich um die Autorität, wieder im Namen aller zu sprechen, und forderte sechshundert Millionen Dollar für die Black Hills. Die Regierungsbeauftragten boten sechs Millionen, und die Versammlung wurde ohne Ergebnis aufgelöst.

 

Black Hills       Schlachtfeld Black Hills

Im November befahl die Regierung auf Anordnung Präsident Grants alle "feindseligen" Gruppen, sich bis zum 31. Januar 1876 bei den Sioux-Agenturen einzufinden; andernfalls würden sie gewaltsam dorthin gebracht. Wenn die militanten Indianer erstmal bei den Agenturen unter Kontrolle gebracht worden waren, so glaubte man, würden sie in den Verkauf der Black Hills zu den Bedingungen der Regierung einstimmen. Doch der 31. Januar kam, ohne daß sich die Indianer in den Reservationen zeigten.
Sheridan Während die Vereinigten Staaten sich auf die Feierlichkeiten zu ihrer hundertjährigen Unabhängigkeit vorbereiteten, arbeitete General Sheridan im Februar 1876 Pläne für einen Feldzug mit drei Armeen aus, um die freien Gruppen in die Agenturen zu zwingen. Aber die Sioux-Stämme ließen sich nicht unter Druck setzen. Als wärmeres Wetter einsetzte, verließen Hunderte von Kriegern die Agenturen und schlossen sich den kämpfenden Gruppen im Norden an.
So beginnt im März 1876 der Feldzug der U.S.-Armee gegen die Sioux. Zusammen mit verbündeten Stämmen lagern sie an den Flüssen Little Bighorn und Rosebud Creek in Montana. Von Westen, Osten und Süden nähern sich ihnen drei US-Verbände mit rund 3000 Soldaten. Darunter das 7. Kavallerie-Regiment unter Oberstleutnant Custer.
Crook Ein anderer Befehlshaber, General George Crook, errichtet am 8. Juni am Goose Creek ein großes Basislager. Anschließend zieht er weiter zum Quellgebiet des Rosebud Creek. Hier wird er am 17. Juni von etwa 1500 Cheyenne- und Sioux-Kriegern, unter der Führung von Crazy Horse, angegriffen und gezwungen, in sein Basislager zurückzukehren - obwohl er sich eigentlich an der Einkesselung der Sioux beteiligen sollte.
Custer Vom Rosebud aus zogen Crazy Horses Krieger ins Tal des Little Big Horn Rivers, das die Indianer Greasy Grass nannten, und ließen sich in einem riesigen Dorf mit sieben- bis zehntausend Lakota, Yanktonai, Santee, Nördlichen Arapaho, und Nördlichen Cheyenne nieder.
Oberstleutnant Custer hatten den Befehl, mit seinen rund 660 Soldaten und 19 Indianer-Spähern ein mögliches Entkommen der Sioux nach Osten zu verhindern. Oberstleutnant John Gibbon und General Alfred Terry stießen mit ihren Einheiten von Norden her zum Little Big Horn. Von Süden, so glaubten Gibbon und Terry, komme ja General Crook. Strategisches Ziel: Die Indianer von Norden und Süden her in die Zange nehmen.
Custers Späher hatten am Morgen des 25. Juni 1876 das gewaltige Indianerdorf ausgemacht. Custer teilte seine Truppe in drei Abteilungen auf. Major Reno sollte im Süden den Fluß überschreiten und das Indianerdorf aus dem Westen angreifen. Hauptmann Benteen sollte die Indianer abfangen, die nach Süden entkommen wollten. Custer selbst wollte den Fluß im Norden unterhalb des Lagers überqueren und den Hauptstoß führen.

Reno
Major Reno
Angriffsseite von Reno
Angriffsseite von Reno
Renos Angriff mißlang völlig. Als die Indianer unter dem Hunkpapa-Häuptling Gall mit Pfeilen und Kugeln auf die Soldaten schossenen, geriet Reno in Gall Panik und flüchtete auf die andere Seite des Flusses. Viele seiner Männer starben, als sie den Fluß durchquerten und einen Hügel am Ostufer hinaufstürmten.
Zwischenzeitlich zog Custer parallel zum Fluß auf erschöpften Pferden nach Norden - und geriet in eine Falle. Als die Kolonne nach links schwenkte, um den Fluß zu durchqueren, versperrte Gall ihr mit 1500 Kriegern den Weg. Sie griffen sofort an. Custer wich aus, wollte die höchste Erhebung der Hügelkette (heute Custer Hill) erreichen, um sich zu verschanzen. In diesem Augenblick erschien Crazy Horse auf der Anhöhe. Hinter ihm mehr als tausend Oglala-Krieger. Sie stürzten sich von oben mit lautem Kriegsgeschrei auf die Kavalleristen, während von unten Gall und seine Hunkpapas heranstürmten. Der Kampf gegen Custer und seine Leute war nach einer knappen halben Stunde vorbei, Custer und 225 seiner Soldaten sind tot. Den ganzen restlichen Tag und die gesamte Nacht hindurch bedrängten die Indianer die ersten Truppen, die das Lager angegriffen und die sie über den Fluß die Steilhänge hinaufgetrieben hatten. Am nächsten Tag entdeckten Sitting Bulls Späher eine zweite Armee, die das Tal des Little Big Horn heraufkam. Die Indianer setzten das Gras in Brand, um sich im Schutz des Rauchs bewegen zu können, und zogen in Richtung der Bighorn Mountains.

 

Memorial
Am 4. Juli 1876 erreichte die Nachricht von der Schlacht die Außenwelt und trübte die Feierlichkeiten der USA zur hundertjährigen Unabhängigkeit. Die Zeitungen nannten den Sieg der Indianer aller Tatsachen zum Trotz ein "Massaker". Empört über den Angriff auf ihren Nationalstolz verlangte die amerikanische Öffentlichkeit eine sofortige Bestrafung der Stämme.
Eine Gruppe, die diesen Zorn zu spüren bekam, waren die Cheyenne von Iron Teeth. Als der Frühling kam, ergaben sich alle Cheyenne den Soldaten.
Sitting Bulls Lager löste sich auf, und viele Indianer gingen zu den Agenturen, wo sie sofort in Militärgewahrsam genommen wurden und ihre Pferde und Waffen aushändigen mußten. Im September trafen sich Regierungsbeauftragte mit den Sioux von der Agentur und ihren Häuptlingen, darunter Red Cloud, und drohten, ihnen ihre Rationen vorzuenthalten, wenn sie nicht umgehend die Black Hills aufgaben sowie alle nicht abgetretenen Jagdgebiete im Westen einschließlich des Landes am Powder River und der Bighorn Mountains.
Den ganzen Herbst und Winter hindurch verfolgte die Armee, die nach Rache für die Niederlage beim Little Bighorn verlangte, die "feindseligen" Gruppen durch die Black Hills und über die kalten Nördlichen Prärien und zerstörte Nahrungsmittel, Decken und Vorräte. dadurch zwang sie die einzelnen Gruppen allmählich, sich zu ergeben und die Agenturen aufzusuchen. Diejenigen, die den Soldaten entkamen, litten erbärmlich unter Hunger, Schneestürmen und der eisigen Kälte.

Im März 1877 schließlich führte Crazy Horse einige der letzten freien Sioux ­ fast neunhundert Männer seiner eigenen Oglala-Gruppe, die noch trotzig und unbesiegt war, aber hungerte und der vielen Kämpfe und der ewigen Flucht müde war - in Red Clouds Agentur, um sich zu ergeben. Tausende von Oglala, die bereits in der Agentur waren, säumten die Straße, um ihre Ankuft zu verfolgen. Es war eine stolze Prozession von drei Kilometern Länge; vorneweg ritten der fast legendäre Crazy Horse und seine Kriegshäuptlinge, hinter ihnen die Krieger mit Körperbemalung, ihren Schilden und Waffen, und dann folgten alle anderen mit ihren Travois.
Sie bewegten sich schweigend voran, doch als sie sich den Soldaten im Fort Robinson näherten, stimmten sie ihre Kriegslieder an. "Das ist keine Kapitulation, das ist ein Triumphmarsch!" bemerkte ein Offizier.

Sitting Bull Weiter im Norden führte Sitting Bull, dessen Hunkpapa seit Monaten den Strafkolonnen der Armee entkommen waren, am nächsten Tag mehrere Hundert seiner Leute über die Grenze in die Sicherheit nach Kanada, wo er sich anderen Gruppen anschloß, die schon früher geflüchtet waren. Unter dem wachsamen Auge der rotgekleideten "North-West Mounted Police" durften sie im Land bleiben, doch nun waren Sitting Bull und seine Anhänger im Exil, von den anderen Westlichen Sioux getrennt und auf sich allein gestellt.
Die amerikanischen Agenten versuchten mit Hilfe kanadischer Beamter, ihn zurückzulocken; die Antworten des Häuptlings erschienen in der Presse, rüttelten das Gewissen der "Humanitarier" wach und erinnerte die Welt beständig an seine Existenz:

Als ich ein Junge war, gehörte den (Lakota) die Welt; die Sonne ging auf ihrem Land auf und unter ... wo sind die Krieger heute? Wer hat sie getötet? Wo ist unser Land? Wem gehört es? ... Welches Gesetz habe ich übertreten? Ist es falsch, wenn ich das Meine liebe? Darf ich das nicht, weil meine Haut rot ist? Weil ich ein (Lakota) bin; weil ich dort geboren wurde, wo mein Vater lebte; weil ich für mein Volk und mein Land sterben würde?
Das Militär in der Red Cloud-Agentur hielt Crazy Horse für gefährlich, bewachte ihn streng und glaubte jedes Gerücht, das über ihn verbreitet wurde. Im Herbst 1877 - die Vereinigten Staaten befanden sich im Krieg gegen Chief Joseph und seine Nez Percé - fragte man Crazy Horse, ob er eine Gruppe Oglala-Scouts gegen Chief Joseph anführen werde. Er habe, so heißt es, eingewilligt, nur der Dolmetscher habe falsch übersetzt: Er werde kämpfen, bis kein Weißer mehr am Leben sei. Daraufhin wurde beschlossen, ihn in ein Gefängnis nach Dry Tortugas vor der Küste Floridas zu schicken.

Crazy Horse Am 5. September 1877 wurde Crazy Horse in einen Wachraum gebracht, um, wie er glaubte, mit General Crook zu sprechen. Als er erkannte, daß er gefangengenommen wurde, wehrte er sich. Indianische Wachposten versuchten, ihn festzuhalten, und der diensthabende Offizier ging mit einem Schwert auf ihn los und schrie: "Bringt das Schwein um!"  Ein Soldat stieß mit seinem Bajonett zu; der junge Häuptling brach tödlich verwundet zusammen. "Laßt mich gehen, Freunde" , bat er. "Ihr habt mir genug Schmerzen zugefügt."
Crazy Horse starb noch in derselben Nacht; er war fünfunddreißig Jahre alt. Seine letzten Worte an seinen Vater lauteten: "Sag den Leuten, daß sie sich jetzt nicht mehr auf mich verlassen können."
Sein Volk beerdigte ihn an einem geheimen Ort in der Nähe von Chankpe Opi Wakpala, dem Flüßchen, das auf Englisch Wounded Knee heißt. Es gibt keine einzige Fotografie und auch kein Bild von ihm, doch sein unabhängiger, stolzer Geist lebt weiter in den Sioux, die heute ihren Kampf um ihr Land und ihre Freiheit fortsetzen.

 

Das Massaker am
CHANKPE OPI WAKPALA
(Wounded Knee Creek)

  Das Ende einer Kultur
Am 15. DezeBig Footmber 1890 wurde Sitting Bull von Polizisten heimtückisch ermordet, weil er sich seiner Verhaftung durch die Agentur in Standing Rock, im Auftrag der Regierung, widersetzte. Angeblich solle er die Geistertänzer unterstützt haben.
Der Tod des großen Häuptlings verhieß neue Schwierigkeiten. Viele Geistertänzer flohen; einige suchten Unterschlupf bei Big Foots Miniconjou-Lakota am Cheyenne River. In der Hoffnung, bei den Oglala des einflußreichen Chief Red Cloud in der Agentur Pine Ridge Sicherheit zu finden, hetzten sie gemeinsam über 200 Kilometer über die Prärie und Badlands.
Big Foot, der eine Lungenentzündung hatte, die sich unterwegs noch verschlimmerte, wurde in einem offenen Wagen mitgenommen. Kurz vor dem Ziel wurden die frierenden, hungrigen und erschöpften Flüchtlinge von der Siebten Kavallerie - der früheren Einheit Custers - abgefangen und zum Chankpe Opi Wakpala (Wounded Knee Creek) auf der Pine Ridge Reservation gebracht.
Dort wurden sie am Morgen des 29. Dezember 1890 von den Soldaten umstellt und aufgefordert, ihre Waffen abzugeben. Auf einem Hügel oberhalb der umzingelnden Indianer stellten die Soldaten vier Hotchkiss-Geschütze auf, die sie auf Big Foots Volk richteten.
Plötzlich ertönte ein einzelner Schuß, der sich versehentlich aus dem Gewehr eines Indianers löste. Die in Panik geratenen Soldaten feuerten sofort los. Viele der Sioux durchbrachen schreiend die Linien der Soldaten und suchten Schutz in den Schluchten. Die Truppen jagten ihnen nach und feuerten auf alles, was sich bewegte. Dort, wo die Indianer ursprünglich umstellt worden waren, lagen Big Foot, Dutzende Mitglieder seines Volkes sowie Soldaten tot auf der Erde. Viele der Weißen waren im Kreuzfeuer ihrer Kameraden gefallen.
Eine Frau wurde mit ihrem Säugling niedergeschossen; das Kleine wußte nicht, daß seine Mutter tot war, und saugte noch an ihrer Brust. Nachdem fast alle getötet waren, wurden jene aufgefordert, die nicht tot oder verwundet waren, aus ihren Verstecken herauszukommen, sie hätten nichts zu befürchten. Kleine Jungen verließen ihr Versteck, und sobald sie in Sichtweite kamen, wurden sie von den Soldaten umringt und niedergemäht.
Obwohl der eigentliche Angriff nur etwa zwanzig Minuten dauerte, waren noch ein oder zwei Stunden lang immer wieder Schüsse zu hören - immer dann, wenn die Soldaten ein Lebenszeichen sahen. Indianerfrauen und ihre Kinder flüchteten in die Schlucht nach Süden, und einige rannten weiter über die Prärie, aber die Soldaten verfolgten sie und schossen sie unbarmherzig nieder.

Big Foot Wounded Knee Wagen mit toten Indianern

KircheBei Sonnenuntergang wurde es bitter kalt. Nach Einbruch der Dunkelheit trafen in der Agentur Kavalleristen mit einem langen Zug von Militärwagen ein, auf denen die toten und verwundeten Indianer von Wounded Knee lagen. Die verletzten Weißen wurden zur medizinischen Behandlung ins Lazarett gebracht, aber neunundvierzig verwundete Sioux-Frauen und - Kinder ließ man auf offenem Wagen draussen in der eisigen Kälte liegen. Schließlich wurden sie in die Kirche der Agentur getragen, wo sie schweigend auf dem Boden unter der Kanzel lagen, über der ein Tuch mit den Worten hing:
FRIEDE AUF ERDEN UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.
Eine unverletzte ältere Indianerin hielt ein Baby auf dem Schoß, jemand reichte ihr eine Tasse Wasser für das Kind und es griff danach, als sei es am Verdursten. Als es gierig schluckte, schoß das Wasser in einem blutigen Strom aus einem Loch im Hals des Kindes wieder hervor.
Draußen am Wounded Knee begann es zu stürmen, und dann folgte ein Schneesturm, so daß die Leichen der abgeschlachteten Indianer drei Tage lang liegenblieben, steifgefroren an der Stelle, wo sie gefallen waren. Schließlich wurden sie in einem riesigen Graben, der direkt auf dem Schlachtfeld ausgehoben wurde, beerdigt.
Der friedfertige Häuptling Big Foot und fast 350 Angehörige seiner Stammesgruppe waren tot, und somit auch die letzten Reste Hoffnung auf Frieden und Freiheit.

 

Big Foots Stamm
Big Foots Stamm

Das Massaker an den Sioux bei Wounded Knee, zwei Jahre vor der Vierhundertjahrfeier von Kolumbus´ Landung, war der erschütternde Schlußpunkt zu der langen Eroberungsgeschichte des heute als Vereinigte Staaten bekannten Landes durch den weißen Mann. Die Verheißungen von Wovokas Religion gingen mit den Toten von Wounded Knee unter.
In dem Rauch und der Agonie des Massakers bei Wounded Knee an jenem Morgen des 29. Dezember 1890 starben bei den indianischen Nationen Nordamerikas die letzten Reste der Hoffnung auf Freiheit. In der Nacht deckten Schneeflocken langsam die Toten zu. Es war das Ende einer langen Geschichte von Träumen und Drama und Mut, einer Geschichte von vielen verschiedenen Völkern mehrerer hundert indianischer Nationen, die in Mythen und Schatten begonnen hatte, als die Menschen gerade erschaffen worden und noch jung waren, vor fünfzehntausend oder mehr Jahren ...

Die Eindringlinge betrachteten die Eroberung des amerikanischen Westens als abgeschlossen. Ihre Angriffe auf die indianische Kultur - und der Widerstand dagegen - sollten jedoch fortdauern.

 

Der Angriff auf die Kultur der Indianer

 

"Als ich ein Junge war, gehörte den Lakota die Welt;
die Sonne ging auf ihrem Land auf und unter."

Sitting Bull, Hunkpapa-Lakota

Profitgeier Mitte der 1870er Jahre glichen die Reservationen mehr oder minder Gefängnissen und wurden von Agenten verwaltet, die autokratisch über ihre kleinen Reiche herrschten. Da die Indianer dem Blick der Öffentlichkeit entzogen waren, konnte man sie brutal mißhandeln. Gelder für Unterkünfte wurden gestohlen, Nahrungsrationen waren zu knapp oder verdorben, Menschen wurden ohne medizinische Behandlung dem Tod überlassen; andere wurden gewaltsam von ihren Familien getrennt, um ohne Verhandlung für tatsächlich begangene oder ihnen unterschobene Verbrechen bestraft zu werden, oft wurden einzelne Indianer ermordet.
Die Nationen waren einem System korrupter Regierungsbeamter und privater Spekulanten ausgeliefert, das gemeinhin als "Indian Ring" bekannt war und das die ohnmächtigen Stämme aufgrund des allgemeinen Desinteresses hintergehen konnte. Sie waren auf den Reservationen gefangen, lebten ohne Freiheit, sich wie früher selbst zu versorgen, und die Möglichkeit, ihren Beschwerden Gehör zu verschaffen. Allmählich wurdem im Osten die Machenschaften des korrupten "Indian Ring" bekannt. Doch die Lösung der Reformer bestand darin, eine Veränderung zu fordern - nicht die der diktatorischen, diebischen Beamten im Indian Service, sondern eine der Indianer selbst. Die Traditionen, der Glaube und die Lebensweise der Stämme wurden als rückständig, unmoralisch und falsch verdammt. Wenn man den Indianern helfen und sie retten wollte, so glaubten die Reformer, mußten zuerst ihre Stammeskulturen und ihre indianische Art vernichtet werden; dann könnten die indianischen Völker neu entstehen und würden gezwungen sein, sich der amerikanischen Kultur anzupassen.

Damit begann eine Phase bewußter kultureller Auslöschung. 1887 brachte eine überraschende Allianz von Reformern aus dem Osten und landgierigen Männern aus dem Westen den Dawes General Allotment Act durch den Kongreß, unter dem gemeinsames Stammesland in den Reservationen in kleine Grundstücke aufgeteilt wurde, um sie einzelnen Familien zu überschreiben.
Die Absicht der Reformer bastand darin, die Struktur der Stämme und Häuptlinge zu vernichten und die Indianer zu unabhängigen Landbesitzern und Bauern zu machen. Die Grundstücke, die nicht Indianern zugeteilt wurden, wurden an Weiße verkauft. Die Rechnung ging auf: 1887 besaßen die Indianernationen in den Vereinigten Staaten rund 560.000 km² Land; 1934, als der Allotment Act aufgehoben wurde, waren 365.000 davon in weißen Besitz übergegangen; außerdem war ein großer Teil des restlichen Landes an Weiße verpachtet.
Traditionelle indianische Führer betrachteten den Allotment Act auch als Angriff auf ihre Stammeshoheit und Kultur und erhoben Einspruch. "Das ist bloß ein weiterer Trick der Weißen", erklärte Hollow Horn Bear, ein Häuptling der Sicangu-Sioux. Aber die Proteste der Indianer wurden von Staatsbeamten wie Thomas Jefferson Morgan, dem Indianerbeauftragten in Präsident Benjamin Harrisons Regierung, ignoriert; 1889 brachte er seine "hoffnungsvolle Überzeugung", was getan werden müsse, zum Ausdruck:

Die Indianer müssen sich in "die Lebensweise der Weißen" einfügen - friedlich, wenn sie es wollen, gewaltsam, wenn es sein muß. Sie müssen ihre Lebensweise unserer Zivilisation anpassen. Vielleicht ist diese Zivilisation nicht die bestmögliche, aber sie ist die beste, die die Indianer bekommen können. Sie können ihr nicht entkommen und müssen sie entweder übernehmen oder von ihr zerstört werden. Die Stammesbeziehungen müssen aufgelöst, der Sozialismus vernichtet und durch die Familie und die Autonomie des Individuums ersetzt werden.
Die Durchsetzung des Allotment Act war von Betrug, Hinterlist und Diebstahl begleitet. Korrupte Agenten erklärten kleine Kinder, Hunde und Pferde zu Indianern mit Landansprüchen und verkauften diese Grundstücke dann an Weiße. Weiße Familien adoptierten indianische Waisenkinder, um sich deren Grundstücke anzueignen. Gleichzeitig traf die Regierung Maßnahmen, um die Indianer ihres indianischen Wesens zu berauben. Rituale und Zeremonien wie etwa der Sonnentanz wurden verboten, sogar das Sprechen der Stammessprachen wurden untersagt. Medizinmänner und Schamanen, die ihre Tätigkeit weiterhin ausübten, zogen den Zorn christlicher Missionare auf sich, und viele wurden fern von ihrem Volk ins Gefängnis gesteckt oder in das Indian Territory gebracht.

SchuleBesondere Bedeutung hatte nach Ansicht der Regierung die Erziehung der Indianerkinder, die oft gewaltsam in weit entfernte Internate außerhalb der Reservation gesteckt wurden, wo sie jahrelang bleiben mußten. Der Indianerbeauftragte Morgan war sich bewußt, welche Rolle die schulische Erziehung spielte, damit die nächsten Generationen von Indianern keine "Wilden" sein würden.
1879 gründete Captain Richard H. Pratt, der in Fort Marion, Florida, für exilierte indianische Gefangene verantwortlich gewesen war, eine Schule für Indianer. Sie befand sich im Gebäude eines früheren Militärpostens in Carlisle im Süden Pennsylvanias, wo achtzig Jahre lang Kavallerieoffiziere auf den Krieg gegen die Indianer vorbereitet wurden. Pratt hatte keine Mühe, sein Ziel mit den jungen Indianern, die von den Reservationen in sein Internat geschickt wurden, zu beschreiben: "Töte den Indianer in ihm und rette den Menschen."
In der Schule erlernten die Schüler handwerkliche Berufe, erhielten aber auch eine herkömmliche Schulbildung und wurden somit auf ein Leben in der weißen Welt vorbereitet. Pratts Carlisle Indian School, die bis 1918 existierte, führte landesweit zur Gründung weiterer Indianer-Internate.

Äußerlich mochten sich die Schüler ihrer neuen Umgebung vielleicht anpassen, doch innerlich litten sie Qualen. Ihre Kleider wurden durch Uniformen und viktorianische Gewänder ersetzt, ihre langen Haare wurden geschnitten. Verängstigt hörten sie die "lauten, schrillen Stimmen", die ihnen befahlen, zu gehorchen, ihre Stammessprache nicht zu sprechen und sich an die weiße Gesellschaft anzupassen. Dazu kam, daß ihre Völker ihnen als "böse", "heidnisch" und "wild" geschildert wurden, so daß die meisten jedes Selbstbewußtsein verloren und sich gegen ihre Identität wandten oder sie zumindest anzweifelten. Typisch sind die Schulerinnerungen von Sun Elk aus dem Taos Pueblo:

Wir trugen die Kleidung der Weißen, aßen das Essen der Weißen, gingen zur Kirche der Weißen und sprachen die Sprache der Weißen. So begannen wir nach einiger Zeit ebenfalls zu sagen, daß die Indianer böse waren. Wir lachten über unser eigenes Volk, über seine Decken, Kochtöpfe, heiligen Gesellschaften und Tänze.
Vorher
Sioux-Schüler vor der Schuleinweisung ...
Nachher
... und 6 Monate danach.

Den Kindern wurde nichts von der Geschichte und den Leistungen ihrer Vorfahren oder von ihren patriotischen Anführern vermittelt. Mertha Bercier, eine Chippewa-Schülerin, erzählte von dem emotionalen Aufruhr, der Einsamkeit und der Endfremdung von ihrem Stamm:

Wollte ich eine Indianerin sein? Nachdem ich Bilder von Indianern auf dem Kriegspfad gesehen hatte - wie sie kämpften, Frauen und Kinder skalpierten, und oh! diese häßlichen Gesichter. Nein! Indianer sind böse Menschen - ich bin froh, keine Indianerin zu sein, dachte ich. Jeder Tag ging in einen anderen endlosen Tag über, jeden Abend fielen Tränen. "Morgen", sagte meine Schwester. Morgen kam nie. Und so vergingen die Tage, und langsam gewöhnte ich mich an die Veränderungen. Die lebhaften Bilder von meinen Eltern, Schwestern und Brüdern verschwanden. Was blieb, war eine verschwommene Vision dessen, was einmal war. Verzweifelt klammerte ich mich an die verblassende Vergangenheit, die langsam in mir ausgelöscht wurde.
Einige Jugendliche wehrten sich. Nach den im folgenden Zitat geschilderten Ereignissen griff Lone Wolf, ein Blackfoot aus den Nördlichen Prärien, seinen Lehrer mit den Fäusten an. Er wurde an eine andere Schule versetzt und dort inhaftiert, als er einen Mitschüler gegen einen autoritären Lehrer verteidigte.
Die Tage waren schlimm genug, aber die Nächte waren noch viel schlimmer. Abends begann die wirkliche Einsamkeit. Viele Jungen liefen weg, aber die meisten wurden von der Polizei eingefangen und zurückgebracht. Uns wurde befohlen, nie Indianisch zu sprechen, und wenn wir erwischt wurden, wurden wir mit einem Ledergürtel geschlagen.
Ich weiß noch, wie wir eines Abends alle in einem Zimmer in einer Reihe dastanden und einer der Jungen seinem Nachbarn etwas auf Indianisch sagte. Der Mann, der auf uns aufpaßte, packte ihn am Kragen und schleuderte ihn quer durch das Zimmer. Später stellten wir fest, daß sein Schlüsselbein gebrochen war.
Der Vater des Jungen, ein alter Krieger, kam zur Schule. Er sagte dem Lehrer, daß bei sein Volk Kinder nie mit Schlägen bestraft wurden. Das sei nicht die richtige Art, Kindern etwas beizubringen; freundliche Worte und ein gutes Vorbild seien viel besser. Bevor der Lehrer ihn aufhalten konnte, nahm der alte Krieger seinen Sohn und ging. Dann floh die Familie nach Kanada und kam nie zurück.
BoyDie Internatsschulen, die das Ziel hatten, die unterschiedlichen Nationen in den großen "Schmelztiegel" zu werfen, bewirkten meist, daß die Indianer weder Selbstbewußtsein noch eine Identität entwickelten. Tausende von indianischen Jugendlichen fühlten sich nach der Schulzeit von der wei&
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